IQ 132.
Dreißig Jahre nachdem ich den Test absolvierte, ist es sicher an der Zeit für eine Bilanz, was mir meine Intelligenz gebracht hat?
Untergeordnete Stellung, kein Geld, wenig Liebe. Beliebt sein ist totlangweilig, Geld bewahrt mich nicht vor dem Verfaulen - und wer soll mich in Amt und Würden achten, wenn selbst über Staatsoberhäupter gelästert wird?
Viele Irrwege ersparte ich mir in dem Bewusstsein, dass Hermann Hesse ein Buchhändler war und Thomas Mann das Abitur versagt blieb. Spätestens mit zwanzig war ich davon besessen, unsterblich zu werden. Ein "High Hoper", der dem Leben das Maximum abtrotzen will.
Aus rundum befriedeten Gotteshäusern zwang mich meine Intelligenz hinaus auf die Boulevards der Städte. Und seither rede, brülle, kreische ich hinein in jenen wunderschönen Abgrund an Gleichgültigkeit, den wir Schöpfung nennen.
Vom Schachspiel her weiß ich, dass Kleinmeister zu 95% Züge machen wie Großmeister. Aber die 5% sind es dann eben. Und so werde ich wohl als einer jener Kleinkünstler enden, die irgendwann in sich zusammen sinken und grußlos vom Boulevard geräumt werden.
Ein "High Hoper", der nichts mehr in seinen leblosen Händen hat, als jenen Zettel aus fernen Kindertagen.
chSchlesinger - 14. Juli, 20:06