Hotelzimmer, klein wie Särge.

„Jeder Müller, vom ersten bis zum letzten seines Stammes, hat stets den Anschauungen seiner Zeit gehuldigt. Keiner von ihnen ist verantwortlich für seine Taten und Worte“, beschrieb Walter Mehring 1934 die Herrschaft der Matrix.
Das „Ballermann Nr. 6“ in Arenal hatte er dabei wohl nicht gerade vor Augen, wo der Zeitgeist auch dieses Jahr wieder unbescholtene Bürger in der Sonne brät.
Eher versuchte Walter Mehring wohl einen Frieden mit den Mitläufern der SA, die 1929 schon Posten bezogen vor seinen Theaterstücken. „An den Galgen!“ hetzte Goebbels.
Die Werke von Walter Mehring gehörten zu den ersten, die 1933 brannten. Walter Mehring selbst entkam dem Scheiterhaufen nur knapp.
Und er ahnte damals schon, dass sein Exil niemals enden würde.
Denn auch nach '45, im neu gegründeten Wirtschaftswunderland, war wenig Platz für spitze Federn wie Walter Mehring. „Ich bin kein vergessener, ich bin ein ungedruckter Autor“, resignierte er.
Das ist sie, die wahre Matrix. Keine Büttel, keine Knüppel. Nein, einer wie Walter Mehring, der findet einfach nicht mehr statt, darf als „schräger Vogel“ krähen, krähen, krähen, bis er tot vom Baum fällt.
Nur dass Walter Mehring nicht die Gnade gewährt wurde, vorher den Verstand verlieren zu dürfen: Wo bei Friedrich Nietzsche längst Schicht war, wurde Walter Mehring weiter von Hotel zu Hotel getrieben. Fast 50 Jahre lang.

Walter Mehring
*29.04.1896 +03.10.1981
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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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