Tanz der Vampire.

Musical in der Neue Flora Hamburg.

Regie: Roman Polanski.
Musik: Jim Steinman.
Text: Michael Kunze.

Jim Steinman. Ein Konzert von Bonnie Tyler erinnere ich. Sommer 2001 in der Burg hoch auf dem Honberg. Da hörte ich den Namen Jim Steinman zum ersten Mal. Als Bonnie uns erzählte, was alles sie Jim Steinman verdankt. Dann sang Bonnie Tyler ihren wohl größten Hit, komponiert von Jim Steinman: „Total Eclypse Of The Heart.“
Derart gestimmt nun wirft Graf Krolock seinen Schatten überlebensgroß auf den Bühnenvorhang. Leise erst singt er, bevor es dann gewaltig im Rund der Neuen Flora klingt: „Um zu leben, musst Du sterben.“
Friedrich Nietzsche. Stirb, und werde. Friedrich Nietzsche hat Richard Wagner geliebt. Jim Steinman wird bezeichnet als der Richard Wagner des Rock: Wohl jeder im Publikum ahnt bei diesem ersten Gesang des Grafen Krolock, das im Tanz der Vampire Großartiges sich zusammen fügt.
„Willst Du beten, bis Du grau und bitter bist?“ Graf Krolock lockt die junge Sarah mit einer Reise auf den Flügeln der Nacht. „Draußen ist Freiheit“, singt Sarah. Durch den verschneiten Wald, vorbei an den Wölfen, hinauf zum Sternenhimmel, in die Burg des Grafen Krolock.
Eine vollendete Szene: Vampire tanzen um Sarah herum. Der Rausch der Dunkelheit. Komm! Dahinter aus den Kehlen der Dorfbewohner der Choral Jesu Christi: Führe uns nicht in Versuchung.
Das Musical packt mich beim Hemdkragen, tauscht flugs wie ein Hütchenspieler die Realitäten. Nicht ich bin. Sarah ist. Ihre Sehnsucht nach den Sternen: „Gibt es ein Land, in dem alle Wunder möglich sind?“
„Draußen ist Freiheit“, dann noch einmal zum Finale. Nicht die Freiheit, die wir uns wünschen. Sondern die Freiheit, die ihren Preis hat. Und doch so schön, so wunderschön. Michelle Pfeiffer, wie ihr Gesicht am Ende von „Wolf“ die ganze Leinwand erfüllt. Die Nacht, sie ruft uns.
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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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