Samstag, 29. November 2008

Tante Trude.

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Es war einmal ein Leben
Grausam, schön.
Gott hatte es mir gegeben.
Nun muss ich auch mal gehen.

Habe stets alles ertragen,
Ohne zu klagen,
Was Gott für mich hatte vorgesehn.
Das Rad des Lebens blieb nicht stehn.

Erlebte es wie auf einem Schiff,
Die Wellen trugen mich.
Bekam alles in den Griff.
Und dass mein Glaube fest und rein,
Die Dankbarkeit darf nicht vergessen sein.

Er schenkte mir ein frohes Leben
Mit seinem überreichen Segen.
War ich auch kein Geisteskind,
Wurde angenommen, und ich find

Die Liebe, die man mir schenkte,
Mein Dasein recht lenkte.
Schon von Kindesbeinen an
Wurde ich behütet und geborgen,
Trotz Trauer und Sorgen.

Jetzt geh ich von der schönen Erden
Mit meinen Altersbeschwerden.
Danke allen, die mir geholfen all die Jahr.
Mein Leben, es war!

Trude, 2008

Vater und Sohn.

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Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann woll’n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Dietrich Bonhoeffer

Last Train Home.

Last-Train-Home

Nachts ist der Hamburger Hauptbahnhof ein Erlebnis für sich. Wenn der Feierabendverkehr durch ist, und die Reisenden für sich stehen im Neonlicht des Bahnsteigs. Wo willst Du hin? blicken wir einander an.
Freiheit! daran denken wir dabei zuletzt. Hier kreuzen sich die zu lang gelebten Träume. Der Glaube, wir wären noch jung genug, hier wartet er auf seinen Anschluss. Welcher Zug auch abfährt, es wird der letzte sein.
Eine in ihre "besten Jahre" gekommene Frau fährt mit mir im Abteil. Begleitet wird sie von ihrem Rucksack und jenen kleinen Habseligkeiten, wie man sie bei "Aktenzeichen xy ungelöst" häufig im Besitz eines Opfers findet.
Draußen alles dunkel. Aber schlafen kann die Frau nicht. Stattdessen blättert sie in einem Buch über Marlon Brando, als wenn das jetzt noch wichtig wäre.
Tatsächlich fährt die Frau mit mir durch bis ans Meer. Viele Geschichten enden am Meer. Wo wir einst zu hoffen begannen, sterben wir auch.
Endstation. Die Frau schultert ihren Rucksack. Ein langer, leerer Bahnsteig vor uns. Wehe dem, der jetzt keine Heimat hat. Doch schon schälen sich zwei wackre Gestalten aus der Nacht. Mama breitet ihre Arme aus: "Huhu." Papa folgt mit angemessenem Lächeln.
Grau die beiden, klein. Nicht mehr oft wird die Nacht sie freigeben. Ihre Tochter wirkt denn auch wie entkernt und mit heißer Luft gefüllt. Freudig empfängt sie den Tisch, den das Schicksal noch einmal gedeckt hat für sie.
Zurück bleibt der Bahnsteig und die Nacht, die geduldige Nacht.
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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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