Calaveras.
"Gewöhn Dich ans Sterben, bevor der Tod eintrifft, denn die Toten können nur leben, und die Lebenden können nur sterben." Mexikanisches Lied.
Ob wir mit den Toten liebevolleren Umgang pflegen können, als mit den Lebenden?
Da Fernsehen für unsere Herzen oft mehr Gottesdienst und mehr Exzorzismus bedeutet, als irgend ein Tempel in der Nachbarschaft, vermittelte mir in meiner Kindheit das Vorabendprogramm erste sozialverträgliche Gespräche mit dem Totenreich: "Kimba, der weiße Löwe." Wie er in nächtlicher Brandung hinauf schaut zu den Sternen, und dort von seinen untergegangenen Eltern Rat erbittet.
Wen sonst sollen wir auch suchen in den Nächten unseres Daseins, wenn nicht die Toten?
Es gibt keine besseren Zuhörer. Niemand im Jenseits, der hungrig ist, gierig und müde; niemand, der unserer Nöte überdrüssig wird und einfach nicht mehr ans Telefon geht. Grund genug also, finde ich, die Toten einzuladen in unser Leben. Nicht über den Tod reden, sondern mit ihm.
Diejenigen sind die wahren Sachwalter des Wissens, "die sich in nichts anderem üben als darin, wie man stirbt oder dem Tod gegenübertritt."
Platon.
chSchlesinger - 22. März, 19:10