Von meiner Wahrheit besessen.
"Allmacht kann es nach menschlichem Ermessen nicht geben, weil keine Verbindung herzustellen ist zwischen in die Zukunft sehen können einerseits und eine freie Entscheidung treffen andererseits. Angenommen, unser Schöpferwesen sieht in die Zukunft und stellt fest, dass es Morgen ruhen wird. Am Morgen endlich muss(!) unser Schöpferwesen dann auch ruhen, da es sonst die Zukunft nicht voraussehen kann."
Solch philosophisches Zerstörungswerk ging mir in meiner Jugend leicht von der Hand. Ich war doch unsterblich, was sollte ich da mit einem "Lieben Gott" und einem Himmelreich? Derart in ein höheres Geschick fühlte ich mich eingebunden, dass ich auf bucklige Vaterunser verzichten konnte. Ich brauchte mir aus der Bibel kein Schicksal borgen, ich hatte eines. Dem Lieben Gott fühlte ich mich so über, wie manche Christen den Tiergöttern der Naturvölker. Ein Ewiges Leben im Gefolge des "Highlanders", für den die Sterne ruhig Nadelstiche im Mantel der Nacht bleiben konnten: Jene alles durchdringende Macht noch über den Sternen hatte ihn auserwählt. Da brauchte er nicht weiter fragen. Die Gnade der Selbstverständlichkeit. Heilige Erde, wo Normalsterbliche Kirchen bitter nötig hatten.
Gleich einem Rowdy fiel ich über handgeschnitzte Altäre her. Altäre, deren mühevolle Errichtung für sich schon ein Gnadenbrot im Dienste des Herrn bedeutete. Mit den Füßen sorgte ich dort für Wahrheit. Holz war Holz, und musste krachen. Liebevolle Lichter, für mich als Erben entzündet, blies ich fort. Meine Wahrheit war meine Stärke, meine Wahrheit waren Trümmer.
Es wäre Frieden genug für mich dagewesen, aber ich wählte das Kriegshandwerk. Ein wütender Kreuzritter, dem noch das argloseste Beisammensein ein Schlachtfeld war. Und es gibt kein Zurück mehr. Kein Zurück. Der Himmel schweigt still, um mich herum nichts als Zerstörung. Ich wollte schwaches Fleisch zu Asche brennen sehen. Jetzt brennt es. Meins.
chSchlesinger - 24. März, 22:08