Freitag, 26. Mai 2006

Ein Kopfbügelmikrofon, aber billig.

„Wir haben hier nur die Profigeräte“, beschied mich der Profi aus dem Klanghaus. Ich hatte nur ein digitales Diktiergerät, das ich optimieren wollte für eine Software, die Gesprochenes wandelt in getippten Text. Die andern hatten gar nichts.
Besaufen und dann Karaoke? Da unterstützt der Einzelhandel uns mit Regalen voll Mikrofonen. Doch wo bleibt der Spinner ab, der sich nachts am Strand flüsternd seinen Kopf machen will?
Soll im Versand bestellen, kann er sich gleich noch eine Gummipuppe mit ins Paket legen lassen, hahaha.
Vielleicht ist es tatsächlich so, dass Waren uns mitunter mehr bestimmen, als wir die Waren. Warum fiebern wir der Weltmeisterschaft im Fußball entgegen, warum die Amerikaner dem Super Bowl? Weil das Angebot eher dagewesen ist, als die Nachfrage. Sitte, Ritual, Tabu, und dann erst kommt der neugeborene Mensch.
Aber nicht mit mir, mit mir nicht. Wie der Vormensch in „2001: Odyssee im Weltraum“ erkennt, dass herum liegende Knochen mehr sein können, als die Folklore der Wildnis, weiß ich nun, dass Kopfbügelmikrofone mehr sein können, als der „Eurovision Song Contest“.

10 zu 2...

…gewann ich heute beim Backgammon.
Dabei kam die Frage auf, wie deutlich man seine Kinder verlieren lassen darf?

Kindheitserinnerungen dazu: Fast jeden Abend, wenn mein Vater von der Arbeit nach Hause kam, spielten wir eine Partie Schach. „Oh, jetzt hat der Christian den Papa matt gesetzt“, ließ mein Vater mich immer siegen, bis ich mich bei meiner Mutter über dieses Verarscht werden beklagte. Daraufhin verlor ich nur noch. Partie um Partie endete in bitteren Tränen: „Papa hat mich geschlagen.“
Doch die Niederlagen beflügelten mich auch. Umsichtiger wurde ich in meinen Zügen, besser. Nach Jahren endlich gewann ich den ersten Wettkampf gegen meinen Vater. 50 DM schenkte er mir dafür. Viel Geld für mich 11jährigen. Niederlagen lohnen sich! war meine Lehre.
Kurz darauf trat ich einem Schachverein bei, wurde so stark, dass ich bald nach Belieben und ohne Ansicht des Schachbrettes „blind“ gegen meinen Vater gewinnen konnte…

Niederlagen sind mein Weg gewesen, sie sind es noch. Und ich will mich nicht scheuen, auch Kinder auf diese Weise wachsen zu lassen.

Auf den Affen gekommen.

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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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