Nächtliches Tuttlingen.

"Mit einemmal fiel mir auf, wie sehr dies alles im Zeichen der Vergangenheit stand, wie viele Tote da mitgeredet hatten, ja wie das Lebendigste von allem die Toten gewesen waren. Es war Hölderlin, in jenem Augenblick unter den Tuttlinger Giebelhäusern, es war Mörike, mit der schönen Lau, auch an Arnim und die Kronenwächter hatte ich mich hier oft erinnert gefühlt, es waren die Meister all der Altäre, der Chorstühle, der Grabplatten, der herrlichen Bauten. Und so wie auf dieser Reise waren immer und überall Tote um mich gewesen, vielmehr Unsterbliche. Und diese lang gestorbenen Menschen, deren Worte mir lebendig waren, deren Gedanken mich erzogen, deren Werke die nüchterne Welt schön und möglich machten - Waren das denn nun nicht alle auch besondere, kranke, leidende, schwierige Menschen gewesen, Schöpfer aus Not, nicht aus Glück, Baumeister aus Ekel gegen die Wirklichkeit, nicht aus Übereinstimmung mit ihr?"

Hermann Hesse.
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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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