64 Felder, die die Welt bedeuten.

The-Gruenfeld-Gambit-1

"Nach und nach glänzt mein Name doch auf, und das ist auch das einzige, wofür ich lebe!" schrieb Hans Christian Andersen. "Ich trachte nach Ehre wie der Geizige nach dem Klang des Goldes: beides ist zwar leer; aber für etwas muss man sich in dieser Welt doch begeistern, sonst fällt man ganz zusammen und verfault!"
Da das Leben zurzeit für mich ein bißchen unübersichtlich geworden ist, möchte ich mich vorerst zurück ziehen auf die 64 Felder, auf denen das Leben einst für mich begann.
Weiß und Schwarz, wie Tag und Nacht. Wenn mein Vater von der Arbeit nach Hause kam, spielten wir regelmäßig eine Partie Schach. Dann der "Grandmaster" auf dem Commodore 64. Monate schrieb ich an einem eigenen Schachprogramm. "Omicron Basic" wurde mein Buch Genesis. Ein Nachdruck des Bilguer von 1839 schenkte mir schließlich jenes Gefühl für die Ewigkeit, welches Paul Morphy noch vertiefte, als seine Partien mich das Giuoco pianissimo der Italienischen Partie derart gut lehrten, dass ich Spieler von Regionalliganiveau zusammen opfern konnte.
Während meiner Zeit bei der Bundeswehr schlich das Schachspiel sich dann aus meinem Leben, obwohl ich auf Vereinsebene Pokalsieger und Vizemeister wurde. Aber der Markt für Schachcomputer brach zusammen, und ich verlor so einen großen Teil meines Hobbys.
Als ich an die Ostsee verzog, ging auch der letzte Bezug zur Schachwelt verloren. Anschließend beim Travemünder Open "im Geld" zu sein, das hatte für mich nur noch den Charakter eines Events.

Nun also der reumütige Versuch eines Weges zurück in die Schachszene. Wobei es der Menschheit im Schachspiel ja zum ersten Male überhaupt gelungen ist, Gott wirklich nahe zu sein. Die Fünfsteiner beherrscht selbst Gott nicht besser als wir. Mittels Quad Core quasi "Brute Force" hin zu Antworten auf letzte Fragen. Und wenn es mir fortan in der Schachwelt glückt, etwas Wahrheit zu finden, dann bin ich als Mensch vielleicht schon Zeichen genug gewesen. Lauter ins Dunkel fließende Kolonnen, die in ihrer Gesamtheit irgendwann empor reichen zum Architekten der Matrix.
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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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