Katholik sein.

Die Eltern knieten, die Tanten und Onkel, die Spielkameraden - also kniete auch ich. Meinen Glauben, ich habe ihn gefunden in den Augen anderer. Gäbe es nicht den Vater und die Mutter, Kirchen wären für mich leere Häuser. Weihnachten Hand in Hand zur Mitternachtsmesse. Nach der feierlichen Erstkommunion die erste Bibel. Weinrot. "Eine Luxusausgabe, hörst Du!"
Am Morgen meiner Firmung fahrplanmäßig der erste Flow. Aus Spielzeugpanzern wurden Friedenstauben. Ankunft im geistigen Wohlstand. Das Sakrament der Ehe noch verteidigt, als der Vater längst ausgezogen war.
Gottesbeweise geführt, Advocatus Diaboli gewesen, immer wieder Sämann... Mit den ersten Beerdigungen dann die Stille, und kein Weg mehr hinaus. Eingezogen ward ich in den Kreislauf des Lebens. Was einst stolz auf seinen Wert hin geprüft wurde, umschlang ich nun: "Jesus, gell?" Die Blindwütigkeit des Rosenkranzes.
Rom. Der Stellvertreter Christi auf Erden. Jahrtausende alt. Was bleibt mir mehr, als mich an das Ritual zu verschwenden? Katholik sein, für mich heißt das, Blutstropfen sein.
chSchlesinger - 2. Dezember, 22:21