Die Dankbarkeit eines Neffen.

Meinen Glückwunsch zu Deinem 60. Geburtstag möchte ich verbinden mit einem Gedenken an jene Nacht, als Du meinem Leben die Poesie geschenkt hast.
Sommer 1979, am Rande eines Bauernhofes. Zur Schlafenszeit fragtest Du mich, ob ich mit Dir hinaus auf die Felder wolle?
Mir als Kind war es ziemlich fremd, durch die Nacht zu wandeln. Der Mond stand hoch am Himmel. In seinem Lichte erschien mir das Leben seltsam neu, als wäre es sich seiner eben erst bewusst geworden. Warmer Wind strich durch schier endlose Weiten. Bis in den Horizont hinein wogte das Korn. Vom Waldesrand her hörte ich Vögel. Überall raschelte und erwachte es.
Eine Nacht wie diese sei etwas Schönes, erklärtest Du mir. Gerne würdest Du nachts spazieren gehen.
Nun gibt es aber kaum jemanden, der sich so unsterblich fühlt wie ein Kind. Was gingen mich die Nächte eines Erwachsenen an? Ich begriff damals wenig von alledem, das Du mir zu sagen versuchtest.
Doch jene Nacht, draußen auf den Feldern, sie blieb in mir. Und während anderer Nächte, Jahrzehnte später, verstand ich sie.
logo

look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

Archiv

März 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
19
20
21
23
25
26
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Impressum und Disclaimer
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren