Samstag, 10. Juni 2006

Der trojanische Fußball.

Wenn manch Frau gegen Ende ihres Daseins nicht greinen würde, man habe sie um ihr Leben betrogen, wenn manch Mann während seiner „Midlife-Crisis“ nicht Frau und Kinder zum Teufel jagen würde, ich würde Fußball genial finden: Mit so wenig, so viele unterhalten zu können, das ist leicht erledigte Königsarbeit. Wie wenn wir unsere Kinder vor dem Fernseher parken.
Menschen, welche sich vor der Glotze um ihre Zukunft bringen, könnten mir eigentlich egal sein. Ich lebe mein Leben.
Andererseits, treffe ich im öffentlichen Nahverkehr auf Menschen, die mangels Zukunft wenig zu verlieren haben, fühle ich mich unangenehm berührt: Wo jemand mit der Waffe in der Hand nur gewinnen kann, wird niemals wirklich Frieden sein. Scheidungskriege, Nachbarschaftsgreul, Mobbingscharmützel… all das muss nicht sein, finde ich. Wie jeder Wohlstandsbürger, liebe ich den Frieden. Daher mein einsamer Ostermarsch für ein Leben voller Sinn.

Fußball kann ich mir nur vorstellen als Hintergrund der sozialen Landschaftspflege, wo wir zwar ab und an ein Blick zum Bildschirm werfen (auf Ecuador hatte ich einiges Geld gesetzt), grundsätzlich aber erscheinen wegen der Menschen vor dem Fernseher.
Mit Fußball als „Door Opener“, gelangen mir gestern auf der WM-Party denn auch einige schöne Gespräche: „Wenn Ihr durchschauen könnt die Saat der Zeit und sagen: dies Korn sprosst und jenes nicht, so sprecht zu mir, der nicht erfleht noch fürchtet Gunst oder Hass von Euch.“
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look at me!

Matrix.

Unheimlich, wie viele Menschen ihr Leben lang nicht hinaus kommen über das Schreiben von Urlaubspostkarten. Vielleicht reicht es der Welt tatsächlich zum Glück, wenn sie täglich ihre vier Stunden Glotze reingeschüttet bekommt. Die in die Hunderttausende gehende Gemeinschaft der Online-Gamer beweist mir, dass Menschen real mit einem tristen Viereck zufrieden sein können, wenn sie dafür virtuell Könige sein dürfen. Insofern ist "Matrix" für mich der visionärste Film des 21. Jahrhunderts. Und ich gäbe manches dafür, später der weiß gekleidete Architekt der Matrix zu sein. Und sei es in der Irrenanstalt. Wie Nietzsche. Ein Irrer, der alles weiß, der das Leben in seiner Tiefe durchmessen hat, bis es tiefer nicht mehr geht.

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