Frida Kahlo.

„Die gebrochene Säule“, heißt das Werk von Frida Kahlo, das mir am meisten gefällt. Ein spätes Ergebnis jener Stahlstange, die sich bei einem Busunfall in das Becken der jungen Frida Kahlo bohrte. Ihr Leben lang leidet sie unter den Folgen.
Frida Kahlo war eines meiner Vorbilder, als die Lungenärztin allergisches Asthma bei mir diagnostizierte und entsprechende Fachliteratur, wohl aus Gründen der Haftung, schwarz malte, ach wie schnell Asthma sich verschlimmern könne…
Die Kunst von Frida Kahlo half mir, mich als Raupe zu erkennen, als Hülle, die einen Schmetterling in sich trägt: Meine Existenz ist unwichtig, ich bleibe eines Tages leer zurück, allein der Schmetterling zählt.
Vielleicht ist mein Schmetterling nur ein lausig erfolgloser Kriminalroman, ist aber die Grundlage für jemanden, der es richtig drauf hat. Wie ja auch das wohl eher mäßige Tennisspiel eines Peter Graf nicht vergebens war.
Und so lässt jeder veröffentlichte Text, jede Kurzgeschichte, jedes Gedicht mich unabhängiger werden von meinem Körper, verringert sich der Abstand zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich hätte sein können.
Möglich, dass ich mir in diesem Sinne schon bald in völliger Ruhe Kortisonspritzen setzen lasse. Weil ich dann lebe, was ich mir als Kind beim Hören von „Onkel Toms Hütte“ verinnerlichte: Mehr als töten könnt Ihr mich nicht.
chSchlesinger - 18. Juni, 17:23